Rainer Maria Rilke in Paris

Rainer Maria Rilke war einer der berühmtesten österreichischen Dichter der Wendezeit vom 19. zum 20. Jahrhundert. Einige Jahre seines Lebens verbrachte er auch in Paris.
Rilke Paris
Rilke-Portrait (um 1900) und Rilkes berühmtes Gedicht „Der Panther“ ( © DW )

Wer war Rainer Maria Rilke?

Rainer Maria Rilke (1875–1926) zählt zu den wichtigsten Dichtern der Weltliteratur und wird zu den Klassikern gerechnet.

Das Licht der Welt erblickte er in Prag am 4. Dezember 1875 als Sohn eines Eisenbahnbeamten.

Als sich die Eltern trennten, wurde er in eine militärische Kadettenanstalt in St. Pölten in Niederösterreich gegeben.

Der kränkliche Rilke brach nach sechs Jahren seine Militärausbildung ab und besuchte 1891 die Handelsakademie Linz.

Als Philosophiestudent begab sich Rilke 1896 nach München.

Später reiste er in verschiedene europäische Städte wie Venedig, Berlin, Moskau und St. Petersburg, wo er u. a. Leo Tolstoi und Boris Pasternak kennenlernte.

Rilke in Paris

Als 1902 Rilkes mittlere Schaffensperiode einsetze, führte ihn der Weg in die französische Hauptstadt Paris.

Grund dafür war ein Auftrag des Kunsthistorikers Richard Muther aus Breslau, eine Monografie über den französischen Zeichner und Bildhauer Auguste Rodin (1840–1917) zu schreiben, der als Schöpfer der modernen Skulpturen und Plastiken galt.

Finanziell ging es dem verheirateten Rilke, der eine Tochter hatte, schlecht. Er hatte nur wenige Einkünfte und sein Vater sah sich außerstande, ihn weiterhin zu unterstützen. So begab sich Rilke nach Paris und traf auf Auguste Rodin.

Dieses Zusammentreffen bedeutete für Rilke den Aufschwung seiner Karriere. Obwohl dem Dichter Paris fremd erschien, regte ihn die Stadt des Lichts künstlerisch an.

Zunächst befasste er sich mit Rodins Plastiken. Daran schlossen sich die Werke des französischen Malers Paul Cézanne an.

Da Rilke von 1905 bis 1906 acht Monate lang eine Stelle als Sekretär bei Auguste Rodin antrat, wurde Paris mehr und mehr zu seiner Heimstätte.

Gleichzeitig wirkte der Künstler auf Rilke wie eine Vaterfigur. Während dieser Zeit lebte Rilke in einer kleinen Dachwohnung, die sie sich nur schwer beheizen ließ, dafür aber eine wunderbare Aussicht über die Metropole bot.

Damit die Heizkosten nicht zu hoch ausfielen, verbrachte der Dichter die meiste Zeit im Bett. Häufig lud ihn Auguste Rodin zum Essen ein.

Rilkes Pariser Werke

In Paris verfasste Rainer Maria Rilke einige Werke, die ihm wohl bei manchen Spaziergängen durch die faszinierende Stadt in den Sinn kamen.

Dazu gehörten „Der Panther im Jardin des Plantes Paris“ sowie „Karussell“, das als eines der bekanntesten Werke von Rilke gilt und 1906 entstand.

Bei diesem Karussell handelte es sich um das Karussell im Jardin du Luxembourg, dem Lieblingspark der Pariser, das sogar heute noch vorhanden ist und von dem Lyriker beobachtet wurde.

Gerade bei Familien mit Kindern erfreut sich der Jardin du Luxembourg großer Beliebtheit. Während die Eltern auf den umliegenden grünen Bänken Platz nehmen, drehen die Kinder ihre Runden im Karussell.

Viel Zeit brachte Rilke auch im Pariser Pflanzengarten (Jardin des Plantes) zu, wo er sich mit den Bewegungen von Löwen, Panthern und Bären vertraut machte, die dort in Käfigen ausgestellt wurden. An dieser Stätte entstand auch „Der Panther“.

Weitere Pariser Werke Rilkes waren „Der Knabe“ oder „Herbsttag“.

Aber auch mit den Schattenseiten des Großstadtlebens befasste sich der Dichter in seinem Roman „Die Aufzeichnung des Malte Laurids Brigge“. Dabei stand das Elend des mechanisierten Lebens in einer großen Stadt im Vordergrund.

Selbst während der Jahre in Paris war Rilke ständig unterwegs. So bereiste er Länder und Regionen wie Schweden, Dänemark, Italien, Spanien oder Nordafrika.

In zahlreichen französischen Städten hielt er zudem Vorträge. Darüber hinaus hatte er die Biographie „Auguste Rodin“ verfasst.

Rilkes Bruch mit Rodin

Im Jahr 1906 kam es zum Bruch mit Auguste Rodin, weil Rilke als dessen Sekretär die Kontakte zu dem Künstler zur Vermarktung seiner Gedichte ausgenutzt hatte. Erzürnt darüber entließ Rodin seinen Sekretär. Darüber hinaus verstarb auch noch Rilkes Vater.

Ab 1910 fiel Rilke in eine Schaffenskrise, die rund zwölf Jahre andauerte.

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, weilte Rilke in München. Er war nun nicht mehr in der Lage, in seine Pariser Wohnung zurückzukehren. Den Besitz, den er dort zurückließ, beschlagnahmten die Behörden und versteigerten ihn.

Aus dem Militärdienst für die k.u.k. Armee wurde Rilke schon 1916 aus gesundheitlichen Gründen wieder entlassen, dennoch empfand er die Zeit beim Militär als Trauma.

Rainer Maria Rilkes späte Jahre

Von Januar bis August 1925 kehrte Rainer Maria Rilke, dessen Gesundheit mittlerweile stark angeschlagen war, noch einmal nach Paris zurück.

Durch den Ortswechsel und andere Lebensgewohnheiten versuchte er, seiner Krankheit zu entfliehen.

Er verfasste u. a. ein umfangreiches lyrisches Werk, das er in französischer Sprache schrieb.

1926 wurde bei Rainer Maria Rilke Leukämie festgestellt.

Am 29. Dezember 1926 verstarb der Dichter in einem Sanatorium in der Schweiz an seiner Krankheit.

Auf Rilkes Spuren in Paris

Liebhaber von Rilkes Werken können seinen Spuren in Paris folgen und jene Orte aufsuchen, an denen er tätig war, wie zum Beispiel den Jardin du Luxembourg oder den Jardin des Plantes am Südufer der Seine.

An diesen Stellen lassen sich Rilkes Gedichte, zu denen er dort inspiriert wurde, lesen und am besten erfassen. Auf diese Weise eignet sich Paris auch gut für eine Literaturreise.

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