Waffenstillstand 1918 (französischer Feiertag)

Der 11. November wird in Frankreich als Feiertag begangen. Er erinnert an den Waffenstillstand von 1918, der das Ende des Ersten Weltkrieges einleitete.
Waffenstillstand 1918 Feiertag Frankreich
Der Triumphbogen ist ein wichtiger Gedenkort am 11. November ( Pigprox / Shutterstock.com )

Gedenken an den 11. November 1918

Jedes Jahr begehen die Franzosen feierlich den 11. November und erinnern dabei an den Waffenstillstand von Compiègne zwischen dem siegreichen Frankreich und dem Deutschen Reich auf einer Waldlichtung bei Rethondes.

Die zentralen Feierlichkeiten werden in Paris abgehalten.

Ablauf der Feierlichkeiten

Die offiziellen Feierlichkeiten am 11. November in Paris bestehen meist darin, dass der Staatspräsident ein Blumengebinde, das die Farben der Tricolore trägt, vor der Statue des französischen Politikers Georges Clemenceau (1841–1929) an der Place Clemenceau niederlegt.

Der damalige französische Ministerpräsident Clemenceau gehörte zu den Vertretern der französischen Delegation, die den Waffenstillstand aushandelte. Die Franzosen sahen in ihm den „Vater des Sieges“.

Im Anschluss an diese Kranzniederlegung fährt der Staatspräsident, eskortiert von Kavalleristen der Garde républicaine, über die Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe. Dort erfolgt seine Ehrerbietung am Grab des unbekannten Soldaten.

Wie kam es zum Waffenstillstand vom 11. November?

Der Waffenstillstand beendete die blutigen und erbitterten Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges, die am 28. Juli 1914 mit dem Einmarsch österreichisch-ungarischer Truppen in Serbien begonnen hatten.

Auslöser war das tödliche Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gemahlin Sophie am 28. Juni 1914 durch eine revolutionäre serbische Untergrundbewegung gewesen.

Während auf der Seite der Mittelmächte das deutsche Kaiserreich, Österreich-Ungarn, Bulgarien sowie das Osmanische Reich standen, bildeten Frankreich, Großbritannien, das russische Zarenreich, Italien, Belgien, Serbien, Rumänien, Japan sowie weitere Staaten eine Kriegskoalition, der sich 1917 noch die Vereinigten Staaten von Amerika anschlossen.

Bis zu 70 Millionen Menschen waren an den militärischen Auseinandersetzungen beteiligt.

Bei seinem militärischen Vorgehen gegen Serbien erhielt Österreich-Ungarn die volle Rückendeckung der deutschen Reichsregierung, was zur Julikrise führte.

Russland stellte sich dagegen schützend vor Serbien und wurde dabei von Frankreich unterstützt.

Beginn des Ersten Weltkrieges

Ermutigt durch den bedingungslosen Beistand Deutschlands sprach Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 seine Kriegserklärung an Serbien aus und marschierte in das kleine Land ein.

Durch das Bündnissystem eskalierte die Lage und es folgten Kriegserklärungen Deutschlands an Russland und Frankreich.

Um den Schlieffen-Plan zur Besetzung Frankreichs befolgen zu können, marschierten deutsche Truppen in Belgien ein und verletzten dessen Neutralität.

Dies rief jedoch Großbritannien und seine Dominion-Staaten als Schutzmacht Belgiens am 4. August 1914 auf den Plan und es kam zu einem sich ausweitenden Krieg, der bis in die Kolonien geführt wurde.

Der Schwerpunkt der Kämpfe verlagerte sich an die Westfront.

Es gelang den deutschen Truppen zunächst, bis zur Marne vorzumarschieren und Paris zu bedrohen.

Ab November 1914 erstarrten jedoch die Fronten, die sich im Westen bis 1918 trotz blutiger Schlachten wie um Verdun oder an der Somme kaum noch bewegten.

Entscheidung 1918

Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches und der Oktoberrevolution schied Russland 1917/18 aus dem Krieg aus.

Deutschland startete mit den freigewordenen Truppen im März noch einmal eine große Frühjahrsoffensive, die jedoch nach anfänglichen Erfolgen scheiterte.

Der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) wurde nun klar, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte.

Am 8. August 1918 gingen Frankreich und Großbritannien, unterstützt von den USA, zur Gegenoffensive über.

Auch an den anderen Fronten wurde die Lage aussichtslos. Im September 1918 erfolgte der Zusammenbruch Bulgariens, wodurch das Osmanische Reich, dessen Fronten ebenfalls zusammenbrachen, von seinen Verbündeten abgeschnitten wurde.

General Erich Ludendorff verlangte im Namen der OHL am 29. September von der Reichsregierung, auf Grundlage des 14-Punkte-Programms des US-Präsidenten Woodrow Wilson (1856–1924), Verhandlungen mit dem Gegner über einen Waffenstillstand aufzunehmen, bevor das deutsche Reichsgebiet bedroht wurde. Dabei band die deutsche Regierung auch die demokratischen Oppositionsparteien ein.

Beginn der Verhandlungen

Bis ein Termin für ein Treffen vereinbart werden konnte, dauerte es einige Wochen. Mit einem Monat Verspätung durfte eine deutsche Delegation unter der Leitung des Staatssekretärs Matthias Erzberger (1875–1921) nach Frankreich kommen.

Als Treffpunkt stellten die Franzosen einen Eisenbahnwaggon in einem Wald bei Compiègne zur Verfügung. Am 8. November 1918 konnten die Gespräche beginnen.

Auf Veranlassung des französischen Marschalls Foch durften die deutschen Abgesandten nur mit rangniederen Offizieren sprechen. Außerdem mussten sie sich innerhalb von 72 Stunden entscheiden.

Obwohl die deutschen Abgesandten die alliierten Forderungen als zu hart empfanden, wurden Einwände nicht zugelassen. Nach Rücksprache mit Berlin und der OHL stimmte Erzberger den Waffenstillstandsbedingungen zu.

Am 11. November wurde in den frühen Morgenstunden in dem Eisenbahn-Salonwagen der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet, sodass die Waffen endlich schweigen konnten.

Um 11 Uhr trat der Waffenstillstand in Kraft. Er galt zunächst für 36 Tage, doch bereits am 12. Dezember 1918 erfolgte eine Verlängerung.

Bis zum endgültigen Friedensvertrag im Juni 1919 in Versailles fanden drei Verlängerungen statt, die in Trier unterzeichnet wurden.

Durch den Vertrag von Versailles konnte der Erste Weltkrieg endgültig beendet werden.

Der 11. November in Paris

Bereits vor dem 11. November machten in Paris Gerüchte über einen bevorstehenden Waffenstillstand die Runde, die jedoch vielerorts auf Skepsis stießen, da die deutschen Truppen nach wie vor im Osten von Frankreich standen.

Am 11. November nach der offiziellen Verkündung der Waffenruhe kam es in Paris zu unbeschreiblichem Jubel und die Pariser feierten ausgelassen den Sieg der Entente. Bis zur großen Siegesfeier dauert es allerdings noch bis zum 14. Juli 1919.

Seit dem 11. November 1922 wird der Waffenstillstand als L'Armistice als offizieller gesetzlicher Feiertag in Frankreich gewürdigt.

Dieser Tag ist prinzipiell arbeitsfrei. Die meisten Geschäfte sowie die Schulen haben geschlossen.

Offiziell stellt der 11. November einen Tag des Gedenkens dar. Dabei wird auch der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht. An zahlreichen Stellen werden Militärparaden, Gedenkzeremonien und Gottesdienste vorgenommen. An den Gedenkstätten legen hohe Politiker Blumen und Kränze nieder.

Am Arc de Triomphe fand am 11. November 1920 die Einweihung des Grabmals des unbekannten Soldaten statt. Am 11. November 1923 entzündete sich zum ersten Mal die ewige Flamme des Grabmals des unbekannten Soldaten.

Grabmal des unbekannten Soldaten

Bereits während des Ersten Weltkrieges war der Gedanke zur Ehrung der französischen Soldaten entstanden, wobei noch Unklarheit über den Ablauf herrschte. So standen viele verschiedene Ideen zur Debatte.

Während die Franzosen auch nach Kriegsende diskutierten, schritten die Briten zur Tat und entschieden im Oktober 1920, am 11. November einen unbekannten britischen Soldaten in der Kathedrale von Westminster zu bestatten. Dort ruhte er neben großen Königen.

In Frankreich löste dieser Schritt unter vielen Politikern Entsetzen aus, denn schließlich hatte das Land rund 1,5 Millionen Gefallene zu beklagen, die nicht ohne Ehrung bleiben sollten. So wurde am 8. November 1920 in der Nationalversammlung erbittert über eine Lösung gestritten.

Zunächst schien das Panthéon als mögliche Stätte in Betracht zu kommen, am Ende setzte sich jedoch die politische Rechte durch, die für den Arc de Triomphe plädierte. So wurden schließlich am 11. November 1920 die sterblichen Überreste eines unbekannten gefallenen französischen Soldaten feierlich beigesetzt.

Am 11. November 1923 folgte die Entzündung der ewigen Flamme der Erinnerung durch den französischen Kriegsminister André Maginot unter den Klängen eines Marsches von Frédéric Chopin.

Seit diesem Tag findet jeden Abend um 18.30 Uhr eine Zeremonie statt, um die Flamme feierlich erneut zum Leben zu erwecken. Ein Besuch an der Einmündung der Champs-Élysées in Richtung Place Charles-de-Gaulle kann sich ab 18 Uhr also durchaus lohnen.

Die Teilnehmer der Zeremonie stehen oft gern für ein Erinnerungsfoto zur Verfügung.

Außerdem erklingt die Marseillaise und es erfolgt das Niederlegen von Kränzen.

Seit dem 11. November 1923 brennt die Flamme der Ehrung ohne Unterbrechung.

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