Glücksspielregulierung in Frankreich: ANJ als zentrale Anlaufstelle für das Glücksspiel

Frankreich hatte mit der ARJEL in den vergangenen Jahren bereits eine Regulierungsbehörde für das Glücksspiel etabliert. Allerdings war eine zentrale Regulierung zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich, sodass regional unterschiedliche Rahmenbedingungen galten. Im Jahr 2020 wurde die ARJEL von der ANJ als künftige, zentrale Stelle für die Glücksspielregulierung abgelöst. In diesem Beitrag klären wir die Frage, welche Auswirkungen dies auf die Glücksspielbranche hat – und was Spieler aus Frankreich und Deutschland beachten müssen.

Französisches Glücksspielgesetz sorgt für Unsicherheit bei den Spielern

Frankreich hat seinen Bewohnern und Gästen viel zu bieten – wundervolle Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm in Paris, Kunst und Architektur, Traditionen und jede Menge Unterhaltung. Aber wie sieht es mit der Glücksspielbranche in Frankreich aus? Hier sorgt das Glücksspielgesetz bei vielen französischen Spielern seit Langem für Unsicherheit.

Woher kommt diese Unsicherheit? Um die Frage zu beantworten, müssen wir in der Zeit etwas weiter zurückgehen: Im Jahr 2010 veröffentlichte der französische Staat das Glücksspielgesetz Nr. 2010-476. Frankreich reagierte damit auf den Druck der EU, seine restriktiven Glücksspielgesetze zu beenden. Mit dem neuen Gesetz wurde, wie bereits erwähnt, die Regulierungsbehörde ARJEL geschaffen, die Online-Glücksspiele in Frankreich lizenzieren und regulieren sollte.

Für das Land war dies ein wichtiger Schritt. Damit öffnete sich der französische Markt für den Wettbewerb durch weitere Glücksspielseiten der EU. Über 30 Unternehmen beantragten Glücksspiel-Lizenzen und boten Pferderennen, Sportwetten sowie Online-Poker als erste Nichtregierungsorganisationen an. Tischspiele, Spielautomaten und traditionelle Casinospiele wie Roulette wollten die französischen Politiker allerdings nicht einbeziehen. Sie waren der Meinung, dass diese Spiele einen zu hohen Suchtfaktor haben. Bis heute bieten französisch lizenzierte Spieleseiten keine traditionellen Casinospiele an.

Alternative für französische Spieler: die Spielbank Saarbrücken

Französische Spieler haben verschiedene Möglichkeiten, um dennoch in den Genuss von Casinospielen zu kommen. So bestehen bislang keine Gesetze, die ihnen die Nutzung von ausländischen Spieleseiten verbieten. Zudem machen Spieler aus Frankreich, die in der Nähe der deutschen Grenze leben, gerne mal einen Abstecher nach Saarbrücken. Hier befindet sich die Saarbrückener Spielbank, die für ihre Gäste im Jahr fast durchgehend geöffnet hat.

Das Casino steht im deutsch-französischen Garten und bietet an mehreren Tischen sowohl französisches als auch russisches Roulette. Außerdem gibt es Poker und Black Jack. An 191 Spielautomaten können die Gäste ihr Glück versuchen, darunter Jackpot-Spielautomaten und auch elektronisches Roulette. Weitere Informationen sind auf der Webseite spielbank.com.de/spielbank-saarbrucken/ zu finden. Neben der Spielbank Saarbrücken gibt es in der Stadt außerdem zwei staatliche Automaten-Casinos.

Glücksspielregulierung Frankreich
Frankreich: ANJ fordert mehr Einsatz im Spieler- und Jugendschutz von Glücksspielanbietern. ( pixabay.com © stux (CCO Creative Commons) )

ANJ betreut 78 Prozent des Glücksspielmarktes in Frankreich

Indes geht die Regulierung des Glücksspielmarktes in Frankreich weiter. Am 23. Juni 2020 nahm die französische Glücksspiel-Aufsicht ANJ (Autorité Nationale des Jeux) in Frankreich ihre Dienste auf. Sie löste damit die vorherige Aufsicht für Online-Glücksspiel, die ARJEL (Autorité de régulation des jeux en ligne), ab.

Mit Einführung der ANJ hat Frankreich erstmals eine einzige Aufsichtsbehörde, die alle Arten von legalem Glücksspiel reguliert, hierunter Lotto, Pferdewetten und Online-Glücksspiel. Ausnahme sind, wie bereits erwähnt, Spielautomaten in Casinos. Diese stehen weiterhin unter der Aufsicht des Innenministeriums, da sie als besonders suchtgefährdend gelten. Überdies ist nach Ansicht der französischen Regierung die Gefahr der Geldwäsche im Bereich der Casinos besonders hoch. Gegen diese könne eine unabhängige Regulierungsbehörde wie die ANJ nicht effektiv genug vorgehen.

Für Frankreich war die Einführung der ANJ ein weiterer großer Schritt. Zuvor stand der Glücksspielsektor unter der Aufsicht diverser Ministerien (Sport, Gesundheit, Inneres, Landwirtschaft, Haushalt). Die ANJ ist sowohl von Behörden als auch von privaten Akteuren unabhängig. Konkret überwacht die Aufsichtsbehörde alle Verkaufsstellen der Lotteriegesellschaft Française des Jeux (FDJ) sowie die 14 lizenzierten Online-Glücksspielanbieter des Landes. Damit ist sie für 78 Prozent des 50 Milliarden schweren regulierten Glücksspielmarktes zuständig. Die ARJEL deckte zuvor lediglich 12 Prozent des Marktes ab. Die genauen Zuständigkeitsbereiche und Aufgaben der ANJ sind auf https://www.anj.fr/english (auf Englisch) nachzulesen.

Weitreichende Kompetenzen

Bereits die ARJEL kämpfte gegen das illegale Online-Glücksspiel an, trat für den Spielerschutz ein und stellte Glücksspiel-Lizenzen aus. Ihre behördlichen Kompetenzen waren im Vergleich zu den Aufsichten anderer Länder aber sehr viel eingeschränkter. Sie durfte beispielsweise keine Strafen an Glücksspielanbieter verhängen, die mangelnden Spielschutz leisteten oder gegen die Glücksspielgesetze verstießen.

Diese Kompetenz hat die ANJ zusätzlich erhalten. Außerdem kann die Glücksspielaufsicht Glücksspielwerbung nach eigener Einschätzung verbieten, die potenziell exzessives Spielverhalten fördert und nicht hinreichend auf die Risiken des Glücksspiel hinweist.

Pokern
Poker zählt weltweit zu den beliebtesten Glücksspielen. ( pixabay.com © ThorstenF (CCO Creative Commons) )

Verbesserter Spieler- und Jugendschutz

Schon im letzten Jahr nahm die ANJ die Glücksspielanbieter in die Pflicht, sich stärker für den Spieler- und Jugendschutz einzusetzen. Sie forderte ihre Lizenznehmer auf, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen. Dazu veröffentlichte die Behörde einen Leitfaden (auf Französisch), der unter anderem Themen wie den Ausschluss von Minderjährigen, Glücksspielwerbung, Kooperation mit Spielsuchthilfen, Spielersperren und die Verfügbarkeit von Einsatzlimits beinhaltet.

Die französischen Lizenznehmer sollten innerhalb eines Jahres einen Strategieplan erstellen, in dem sie ausführlich erklären, welche Maßnahmen sie in den genannten Bereichen ergreifen, um Spielsucht entgegenzuwirken. Mit dem Strategieplan sollten die Anbieter das Risiko ihrer Spiele bewerten. Dazu heißt es im Leitfaden der Glücksspiel-Aufsicht: „Die Anbieter sind dazu angehalten, das Suchtpotenzial ihrer angebotenen Spiele und deren Attraktivität für Minderjährige zu bewerten, dies sowohl vor als auch nach dem Launch eines Produktes.“

Die Anbieter sollten ferner beweisen, dass sie die Gefahren ihrer Produkte richtig einschätzen können und in der Lage sind, notwendige, geeignete Gegenmaßnahmen im Sinne des Spielerschutzes zu ergreifen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen sich im Spielangebot der Anbieter und den dazugehörigen Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen widerspiegeln.

Ausblick: Wie geht es weiter mit der Glücksspielbranche in Frankreich?

Frankreich ist ein Land der Traditionen. Es ist aber auch ein modernes, lebendiges Land, das sich stetig weiterentwickelt. Ob das auch für die Glücksspielbranche zutrifft und sich die Arbeit der ANJ im Laufe der nächsten Jahre bezahlt machen wird, bleibt abzuwarten.

Inzwischen wird die Frage nach einer einheitlichen EU-Verordnung der Online-Glücksspiele in ganz Europa lauter. Diese existiert bislang noch nicht. Noch immer steht es den einzelnen Mitgliedsstaaten frei, ihre eigenen Vorschriften und Gesetze für den Bereich Glücksspiel anzuwenden. Frankreich ist eigentlich ein spielerfreundliches Land und hat großes Potenzial. Mit seinen zahlreichen Regulierungen und Einschränkungen verbaut es sich aber selbst Chancen und Möglichkeiten.

Verfasst am Montag, 21. Februar 2022
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