Diese Ziele hat das Pariser Klimaschutzabkommen 2020 erreicht

Am 12. Dezember 2020 waren es genau 5 Jahre, seit sich die Führungsspitzen der Vereinten Nationen erstmals in Paris zusammenfanden, um die Weichen für eine gemeinsame Klimapolitik zu stellen. Um in den kommenden Jahrzehnten dem voranschreitenden Klimawandel und damit einer globalen Erwärmung von mehr als 2 °C entgegenzuwirken, haben sich die Regierungen der Länder vieles vorgenommen. Doch was ist davon geblieben? Paris360.de zieht Bilanz.
Zu Klimaschutz verpflichtet – Paris als europäische Klimastadt
Paris war schon immer eine Stadt der Innovationen. Als Heimat der Französischen Revolution legte die Stadtbevölkerung im 18. Jahrhundert den Grundstein für die damals noch junge Demokratiebewegung Europas. In Sachen Umweltschutz gilt Paris ebenfalls als Vorreiter. Die Liebe der Pariser zu ihrem Drahtesel sowie die Funktion der Stadt als Zieletappe der Tour de France hat entschieden zur Beliebtheit des Fahrrads als nachhaltiges Fortbewegungsmittel im Stadtverkehr beigetragen. Und auch was mehr Nachhaltigkeit beim Reisen auf vier Rädern anbelangt, ist Paris ganz vorne mit dabei.
Schon seit 2016 gilt in den Umweltzonen von Paris ein zeitlich begrenztes Fahrverbot. Besagte Zonen dürfen von Montag bis Freitag zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr nicht von Kraftfahrzeugen befahren werden. Wer am Wochenende mit den Autos durch die Pariser Umweltzonen fahren möchte, muss außerdem eine Umwelt-Plakette besitzen. Das gilt auch für ausländische Fahrzeuge, deren Halter sich vor einem Ausflug in Frankreichs Hauptstadt unbedingt eine entsprechende Plakette zulegen sollten.
Überhaupt setzt sich Frankreich ganz entschieden für umweltfreundliche Alternativen zum reinen Benzinmotor als Urlaubsgefährt Nummer eins ein. Elektroautos, Hybridmotoren oder Autozüge werden unter Paris Reisenden immer beliebter und Ladestationen für E-Fahrzeuge dementsprechend gezielt von der Regierung ausgebaut.
Als Veranstaltungsort für die erste UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 schien Paris also wie geschaffen. Ganze 197 internationale Staaten lud die Stadt damals ein, um gemeinsam einen für alle Teilnehmerstaaten gültigen Maßnahmenkatalog gegen die rasante Klimaerwärmung der Welt zusammenzuschnüren. Das Resultat: Ein neues Klimaschutzabkommen, das die überholten Vereinbarungen zum Klimaschutz aus dem Kyoto-Protokoll verbessern und weiter konkretisieren sollte.
Das Ringen um Einigkeit – Klimaschutz als Kompromisslösung
Nun gab es aber schon bei dieser ersten Klimakonferenz in Paris zahlreiche Streitpunkte. Scheinbar unlösbare Differenzen zur Verbindlichkeit und Verantwortlichkeit der teilnehmenden Nationen in puncto Klimaschutz sorgten für hitzige Diskussionen und Demonstrationen. Zu einer von Umweltschützern geforderten Vereinbarung über die vollständige Vermeidung eines weltweiten Temperaturanstiegs von 2 °C kam es dabei 2015 leider nicht. Dieser wird von internationalen Wissenschaftlern immer wieder als kritische Marke genannt, die nicht überschritten werden dürfe, wenn die schlimmsten Folgen des Klimawandels für Umwelt und Gesellschaft abgewendet werden sollen.
Die Betonung liegt hier auf "schlimmsten". Denn schon bei einer globalen Erwärmung von weniger als 2 °C drohen unserer Erde ernste Naturkatastrophen. Dennoch konnten sich die Teilnehmer der ersten Pariser Klimakonferenz lediglich auf eine Anstiegsbegrenzung der globalen Durchschnittstemperatur von 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter verständigen. Für viele Experten war diese Vereinbarung bereits unzureichend. Und weitere Problempunkte folgten.
Enttäuschung über Schneckentempo beim Umweltschutz
In Frankreich, wie in anderen Teilen Europas und der Welt, hat man bereits einen Vorgeschmack darauf erhalten, was uns bei einer weiteren Erwärmung des Weltklimas bevorsteht. Wiederholte Hitzewellen bedrohen in Regionen wie der Rhône oder den Châteaux inzwischen flächendeckend die Ernte von Winzern und Herstellern berühmter französischer Weine. Die Wälder Südfrankreichs trocknen unter den klimabedingten Dürren zunehmend aus. Derweil kämpfen andere Regionen der Welt mit Rekordfluten und Überschwemmungen ihrer Küstengebiete, die sich ob der raschen Klimaerwärmung immer öfter ereignen.
In Anbetracht dieser beunruhigenden Klimaveränderungen geht es vielen Umweltschützern noch deutlich zu langsam mit der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Erst im Dezember 2020, pünktlich zum 5. Jahrestag des Übereinkommens von Paris, gab es zahlreiche Proteste. Auf den inzwischen zum Standard gewordenen Fridays for Future Demonstrationen klagte die Jugend der Welt ein ums andere Mal die mangelhaften Bemühungen zur Vermeidung einer weiteren Erderwärmung an. Tatsächlich läuft vieles noch nicht so, wie es nach fünf Jahren Klimaschutzabkommen wünschenswert wäre:
- Weiterhin hohe Emissionen: Die globalen Treibhausgasemissionen sind im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter weiterhin auf einem Allzeithoch. Kritische Stimmen scherzen bereits sarkastisch, dass die Pandemie diesbezüglich zumindest für eines gut war. Denn während den globalen Lockdown Szenarien hat sich zumindest die Umwelt ein klein wenig erholen können. Allein im April 2020 seien die weltweiten Emissionen um beachtliche 16,9 Prozent zurückgegangen. Ärgerlich, dass es hierzu erst einen globalen Systemausfall aufgrund eines unbekannten Virus bedarf.
- Zerstörung wertvoller Naturflächen schreitet ungehindert voran: In Brasilien brannten mit weiten Teilen des Amazonas Regenwalds jüngst auch essenzielle Anteile der grünen Lunge unserer Erde ab. Schlimmer noch, sah sich die brasilianische Regierung trotz dieser Naturkatastrophe nicht dazu veranlasst, den landeseigenen Klimaschutz zu verbessern. Stattdessen versuchte der brasilianische Umweltminister sogar, die bestehenden Umweltgesetze zugunsten weiteren Raubbaus im Amazonas auszuhebeln. Ein Negativbeispiel von umweltbezogener Unverantwortlichkeit, wie es trotz Pariser Klimaabkommen leider immer noch viel zu viele auf der Welt gibt.
- Kein schnelles Ende umweltschädlicher Energiegewinnung: In den Vereinigten Staaten trat der scheidende Präsident Donald Trump kurz vor Ende seiner Amtszeit zum Unmut aller Beteiligten nicht nur aus dem Pariser Klimaabkommen aus, sondern stellte in den Jahren zuvor auch immer wieder den Klimawandel an sich infrage und warb sogar unverhohlen für das sogenannte Fracking. Eine Methode zur Energiegewinnung, bei der durch riesige Bohrlöcher Erdgas aus dem Boden gewonnen wird. Leider entstehen so nicht nur massive Schäden an der Landschaft. Zeitgleich entweichen durch die Bohrlöcher auch gefährliche Mengen Methangas in die Atmosphäre. Eine Maßnahme, die so gar nicht ins Zeitalter der Energiewende und des Klimaschutzes passt.
Neue NCDs lassen auf sich warten
Eines der größten Probleme mit dem Klimaabkommen von Paris ist die Vereinbarung zahlreicher Beschlüsse auf Freiwilligenbasis der teilnehmenden Länder. Diese national bestimmten Beiträge, besser bekannt unter ihrem englischen Namen Nationally Determined Contributions (kurz: NDCs) lassen den Abkommenspartnern weitestgehend freie Hand bei der Festlegung ihrer nationalen Klimaschutzmaßnahmen.
Laut einer Zwischenbilanz der Vereinten Nationen haben nach fünf Jahren Laufzeit des Abkommens jedoch erst 70 der insgesamt 197 Teilnehmerstaaten neue NDCs vorgelegt. Das ist weniger als die Hälfte aller Mitgliedsstaaten und für eine erste Fünf-Jahres-Bilanz deutlich verbesserungswürdig. Unter den Ländern, von denen noch NDCs ausstehen, befinden sich mit den USA und China zudem zwei der größten CO²-Produzenten der Welt, was wirklich zielführende internationale Bestrebungen zum Klimaschutz weiter behindert.
Es gibt aber auch positive Entwicklungen
Neben all den Baustellen und Kritikpunkten gibt es mit Blick auf das Pariser Klimaschutzabkommen aber auch Positives zu berichten. Frankreich ist hierfür abermals ein gutes Beispiel. Schon 2018 stimmte die französische Regierung nämlich dafür, Klimaschutz zur Verfassungssache zu machen. Eine Senkung des CO²-Ausstoßes ist in Paris und dem Rest Frankreichs somit inzwischen Chefsache und gesetzlich beschlossenes Staatsziel. Auch in Deutschland liegen mit den gesetzlichen Beschlüssen zur Energiewende seit einigen Jahren klare Pläne im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens vor. Gleiches gilt für die EU-Verträge zum Umwelt- und Klimaschutz.
Wie diese Pläne im Detail aussehen, zeigen Maßnahmen wie die Subventionen für den Ausbau erneuerbarer Energien. Auch wenn es vielerorts noch an der nötigen Infrastruktur für Wind- und Solarenergie hapert, wird zumindest doch schon fleißig gebaut. Immer mehr Windkraftwerke und Solarfelder sprießen seit 2015 aus dem Boden und das nicht nur in den Industrienationen Europas. In europäischer Kooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern werden auch in Asien und Afrika mehr und mehr ökologische Systeme zur klimafreundlichen Energieversorgung implementiert.
Auch mit Blick auf umweltfreundliche Transportmittel gibt es Fortschritte. Immer mehr Weltnationen schließen sich dem Trend hin zum Elektroauto an, fördern und finanzieren den gezielten Produktionsausbau von Elektrofahrzeugen. Erfreulich ist hier, dass CO²-Spitzenreiter wie China in der Nutzung und Herstellung von E-Autos und Co. sogar ganz vorne mit dabei sind. Weitere positive Entwicklungen gibt es unter anderem im Bereich klimafreundlicher Textilproduktion, Wohndesigns und Erzeugung regionaler Produkte. Trotz aller Kritik am sich schleichend in Gang setzenden Fahrplan für den Klimaschutz lassen sich nach fünf Jahren Pariser Abkommen also doch schon erste kleine Erfolge feiern. Und wie heißt es doch so schön: Der Weg ist das Ziel.
Verfasst am Freitag, 15. Januar 2021 Weitere Blogbeiträge